Pünktlich zum Ferienbeginn hat sich das Sommerloch geöffnet: Mit Unterstützung der Bild-Zeitung bringen einige Kiezwirte ein Alkoholverbot auf Wiedervorlage. Darunter die üblichen Verdächtigen wie Corny Littmann, die schon länger eine „saubere Disneyfizierung“ des Kiezes vorantreiben.
Aber manche Sachen werden durch ständige Wiederholung nicht richtig. Das Alkoholverbot ist der nächste Angriff gerade auch auf die Nachbarschaftskioske auf St. Pauli.
Wieder einmal wird nicht differenziert: zwischen Nachbarschaftskiosken und 24-Stunden-Getränkediscountern. Von diesen sind in den vergangenen Jahren tatsächlich einige aufgemacht worden. Pikanterweise auch in Ladenflächen von Grundeigentümer*innen, die sich im überflüssigen BID Reeperbahn zusammengeschlossen haben.
Und wieder einmal wird das Pferd von hinten aufgezäumt: der „Sauftourismus“, der an den Problemen der Kiez-Gastronomie schuld sein soll, wird „den“ Kiosken in die Schuhe geschoben – tatsächlich waren es Stadtmarketing, BID und einige Gewerbetreibende, die in den vergangenen Jahren alles versucht haben, noch mehr Tourist*innen auf den Kiez zu locken. Wie der Zauberlehrling wundern sie sich nun über die Geister, die sie riefen, angelockt auch durch die enorme Zahl von Außengastro-Sitzplätzen. Über die seltsamerweise keiner redet.
St. Pauli selber machen sagt:
- Mach meinen Kiosk nicht an!
- Keine Zwei-Klassengesellschaft beim Trinken auf dem Kiez.
- Keine Aufhübschung der westlichen Reeperbahn.
- Schluss mit der Totalvermarktung von St. Pauli.
- Keine Verlängerung des BID.
Stattdessen wird es höchste Zeit, dass Anwohner*innen und Kioskbetreiber*innen gehört werden. Ja, wir alle, die wir hier wohnen und arbeiten, sind nicht alle einer Meinung. Das ist völlig in Ordnung. Aber politische Vorstöße über die Köpfe von Anwohner*innen und Kiosk-Betreiber*innen hinweg – das geht gar nicht!
Der Bezirk Mitte soll sich ein Beispiel an Amsterdam nehmen und das Gewerbe auf dem Kiez regulieren. Lizenzen für Getränkediscounter – gibt’s dann nicht mehr. Gewerbemieten runterregeln – dann müssen Obst- und Dönerläden nicht länger versuchen, die krassen Mieten mit extra Alkoholverkauf zu wuppen.