14 Monate ist es her, dass die 1. große Stadtteilversammlung, noch unter dem Eindruck des Gefahrengebiets, stattfand. Die Versammlung am 14.6. zeigte: St. Pauli selber machen hat einiges in Bewegung gebracht.
Aus der AG Planung, die sich nach der 1. Versammlung bildete, ging die PlanBude hervor. Die stellte noch einmal kurz zusammengefasst ihre wichtigsten Ergebnisse vor: Es soll keine Eigentumswohnungen auf dem Esso-Areal geben, und 38,5 Prozent der Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden, weitere 20 Prozent von Baugemeinschaften gebaut werden. Dazu wird nichtkommerzielle und subkulturelle Nutzungen auf ca. 2500 qm geben, das entspricht 9 Prozent der Nutzungsfläche. Und ganz wichtig: Der „St. Pauli Code“, den die PlanBude entwickelt hat, soll auch für weitere große Bauprojekte auf St. Pauli gelten.
Sowohl die Vertreter*innen der PlanBude als auch der Initiative Esso-Häuser betonten jedoch, dass man die weitere Entwicklung des Bebauungsplans und dessen Umsetzung wachsam begleiten werde, damit diese Errungenschaften nicht doch noch verwässert werden. Vor allem das von der Bayerischen Hausbau geplante Hotel sei kritisch, da schon jetzt die Tendenz zu erkennen sei, dass es größer als zunächst angesetzt werden könnte.
Nach der 2. Versammlung hatte sich, als Reaktion auf die Umfrage „Stimmen von St. Pauli“, die AG Drogen gebildet. Sie hat inzwischen 20 Aktive, die der Zunahme der Drogenszene mit Augenmaß und Erfahrung aus jahrelanger Drogenarbeit begegne will und sich klar gegen jegliche Law-and-Order-Lösungen ausspricht. Johnny von der AG Drogen berichtete, dass es bald einen ersten Spritzenautomaten sowie ein Spritzenabwurfstelle auf dem Kiez geben werde.
Die AG Grenzenlos hatte Amadou aus Mali eingeladen, um über die Situation der Flüchtlinge – nicht nur auf St. Pauli – zu berichten. Amadou stellte klar, worum es jetzt zuerst geht: Alle Flüchtlinge müssen eine Arbeitserlaubnis bekommen. Sie alle wollten endlich in den Berufen arbeiten, die sie gelernt hätten. Amadou schloss mit den Worten: „Wir sind hier, um zu bleiben.“
Die AG Straßen von St. Pauli, das Nachfolgeprojekt von Stimmen von St. Pauli, stellte die geplante Kartierung der Eigentumsverhältnisse auf St. Pauli vor. Sie soll zeigen, wie groß der Anteil verschiedener Arten von Eigentümer*innen – Immobilienunternehmen, Privatpersonen, SAGA/GWG, Genossenschaften – ist. Dabei geht es nicht darum, die Eigentümer*innen konkret zu ermitteln. Die Karte soll helfen einzuschätzen, wie die Kräfteverhältnisse bei Immobilien auf St. Pauli tatsächlich sind: Wieviele gehören noch städtischen Unternehmen, wieviele Sozialwohnungen gibt es noch, wieviele sind in der Hand großer Immobilienunternehmen? Alle Daten werden anonymisiert gesammelt, die Einträge in der Karte per Zufallsgenerator leicht verschoben, so dass sich keine konkreten Häuser identifizieren lassen.
Zwei weitere Inputs gingen noch einmal auf den Trend zu Megaprojekten – aktuell: der geplante Aufbau auf dem Bunker an der Feldstraße – sowie auf den im Mai 2014 in Kraft getretenen Business Improvement District Reeperbahn ein. Auf beide wird St. Pauli selber machen in nächster Zeit ein besonders kritisches Auge werfen.
Nach diesem ersten Teil gab es zum ersten Mal Musik: Lesley Farfisa spielte „Der Herbst von St. Pauli“. Das Lied hatte er geschrieben, nachdem in der Bernhard-Nocht-Straße bei Bauarbeiten das denkmalgeschützte Haus mit dem Sailors Inn auf merkwürdige Weise eingestürzt war. Den Song könnt ihr auf Lesleys Soundcloud-Seite runterladen.
Auch im zweiten Teil, einer offenen Diskussion aller Anwesenden, gab es was Neues: Auf einer großen St. Pauli-Karte wurde eingetragen, was zurzeit im Stadtteil los ist. Wo sich neue Probleme abzeichnen, wo alle genau hinschauen müssen, aber auch, welche neuen Projekte von Aktiven es gibt. So sah das am Ende aus:
Hier der Ausschnitt für St. Pauli Süd:
Und hier für St. Pauli Mitte:
Ihr seht, es gibt keinen Grund, die Hände in den Schoss zu legen.
Das nächste Monatstreffen von St. Pauli selber machen findet am Montag, den 6. Juli, um 19:30 im Centro Sociale, Sternstr. 2, statt.
So viel fürs Erste. Ergänzungen folgen.
Vielen Dank an den FC St. Pauli für den Ballsaal, an St. Pauli Roar für Spende und Unterstützung, an das Cafè Stenzel für die Kuchenspende!!!